Berufliche Integration von Jugendlichen in Oranienburg bei Berlin

Im Mai 2017 startete ein neuer Durchgang der "Startbahn" für Jugendliche zur Vorbereitung auf die Ausbildung oder den Berufseinstieg. Hier geht es zur Dokumentation...

Projekt-Journal 2017/2018: Dokumentation durch die Teilnehmer/-innen

Erfahrungsberichte und Beiträge aus der Projektarbeit

Das nachfolgende Projekt-Journal dokumentiert Erfahrungsberichte und Beiträge aus dem laufenden Durchgang "Startbahn" 2017/2018 als Teil der Projektarbeit. Alle Themen und Inhalte der Dokumentation sowie alles Bildmaterial wurden im Projekt unter der Mitwirkung der Teilnehmer/-innen entwickelt. Wir danken allen Beteiligten und den abgebildeten Personen für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

Auf die Startbahn .... fertig ... los!

04.06.2017: Projektstart im Mai

Unser Jugendprojekt „Startbahn“ in Oranienburg ist auch in diesem Jahr wieder erfolgreich angelaufen. Im Mai 2017 fanden sich 10 junge Menschen in unseren Räumlichkeiten ein – motiviert und gut gelaunt starteten sie mit uns in eine neue Maßnahmesaison.

In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Oberhavel arbeiten wir erneut mit Jugendlichen zwischen 17 und 24 Jahren und unterstützen sie während des Maßnahmeverlaufs in allen Lebenslagen. Ziel unserer Projektarbeit ist es, die Jugendlichen in ihren persönlichen Lebenssituationen zu stabilisieren, ihnen Entwicklungsschritte aufzuzeigen und diese positiv zu begleiten und zu fördern sowie die jungen Menschen auf eine Ausbildung vorzubereiten, ihre Ausbildungsreife zu fördern und sie auf ihrem zukünftigen schulischen bzw. beruflichen Weg ein Stück zu begleiten.

Gemeinsam arbeiten wir daran, schulische Lerndefizite abzubauen und den Jugendlichen, zumeist auch Schulverweigerer, wieder Spaß am Lernen und an der Bildung zu vermitteln. Unsere Dozenten und Sozialpädagogen erarbeiten nicht nur klassische Themengrundlagen wie Deutsch, Mathematik und EDV-Grundlagen, sondern sie führen ebenso Projektarbeiten durch und ermutigen unsere Jugendlichen jeden Tag aufs Neue, Dinge auszuprobieren, etwas zu wagen und eingefahrene Wege neu zu gestalten. Motivationsarbeit, ein offenes Ohr und gegenseitiger Respekt und Vertrauen bilden hier die Grundlage unserer gemeinsamen erfolgreichen Arbeit.

„Ceci n’est pas un château“ – Der Landtag in Potsdam

04.07.2017: Gemeinsamer Ausflug zum Potsdamer Landtag

„Dies ist kein Schloss“ – kein Stadtschloss, sondern ein Landtag in historischer Hülle. Diese golden glänzende Botschaft an der Westfassade des brandenburgischen Landtags in Potsdam begrüßte uns beim Eintreffen. Ein regnerischer Mittwoch, aber davon ließen wir uns die Stimmung nicht verderben, denn wir wurden bereits erwartet. In einer Führung durch das historische Gebäude und den Innenhof wurden uns die Geschichte des Landtags und der Ablauf einer Plenarsitzung im großen Sitzungssaal näher gebracht. Wir durften selbst im Sitzungssaal Platz nehmen und uns einmal wie Abgeordnete fühlen. Das war eine tolle Erfahrung!

Mit dem Bau des Landtagsgebäudes und dessen Eröffnung 2014 wurden 120 Mio. Euro benötigt, die das Land zahlt. Eine riesige Summe, die uns schon sehr in Staunen versetzte. In 400 Büros sind nun sämtliche Mitarbeiter des Hauses sowie die 88 Abgeordneten und ihre Mitarbeiter/-innen, die Landtagsverwaltung und der Rechnungshof untergebracht: alles in den brandenburgischen Landesfarben gehalten – weiß und rot. Diese Informationsveranstaltung hat uns allen gut gefallen und ist sicherlich einen zweiten Ausflug wert… bei dem wir dann an einer Plenarsitzung teilnehmen werden.

stm

Zu Besuch bei Justitia

08.08.2017: Ein Tag im Amtsgericht Tiergarten

Unsere Exkursion am vergangenen Dienstag (08.08.2017) führte uns nach Berlin Moabit ins Amtsgericht Tiergarten. Wir wollten an diesem Tag an mehreren Veranstaltungen teilnehmen und uns anschauen, wie so eine Gerichtsverhandlung abläuft. Hierzu hatte uns unser Dozent im Unterricht bereits bestens informiert und vorbereitet: Wie verhalte ich mich vor Gericht? Was ist angemessen und was dürfen wir nicht?

Früh morgens um 8 Uhr mussten wir bereits an der Einlasskontrolle sein und wurden durch die Metalldetektoren geschleust. Schon der Eingangsbereich des Gebäudes war beeindruckend: Eine riesige Eingangshalle mit einer imposanten Treppe eröffnete uns den Weg in den Gerichtssaal, der für unseren Besuch ausgewählt wurde. Begrüßt wurden wir von einer großen römischen Statue: der Göttin Justitia, deren Augen verbunden sind, als Zeichen dafür, dass sie ihre Entscheidungen unabhängig von sämtlichen Äußerlichkeiten trifft. In ihren Händen hält sie eine Waagschale als Symbol dafür, dass sie ihre Entscheidungen gut abwägt, bevor sie diese trifft. In dem Bau selbst wurden 21 Gerichtssäle untergebracht, darunter 2 Schwurgerichtssäle, 13 Strafkammer- und 6 Schöffensäle nebst zugehörigen Richter- und Beratungszimmern.

Verhandelt wurden mehrere Strafsachen zum Missbrauch von Betäubungsmitteln und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ein brisantes Thema, das dem einen oder anderen Teilnehmer von uns auch nicht unbekannt ist. Ein bisschen mulmig war uns schon, als die erste Verhandlung begann. Der Angeklagte war bereits inhaftiert und wurde durch einen Seiteneingang in einen abgesperrten Bereich des Saales hereingelassen. Als Zuhörer bekamen wir einen Einblick in die Arbeit des Richters sowie der Staatsanwaltschaft und des Verteidigers. Es war eine gelungene Exkursion mit vielen, spannenden neuen Eindrücken.  

stm

Interaktiver "Fotografen-Spielplatz"

06.09.2017: Ausstellungsbesuch im Olympus Perspective Playground​

Auf unserem nächsten Ausflugstag vom Projekt "Startbahn" waren wir im Kraftwerk Berlin unterwegs.

Was wir dort gemacht haben? Wir waren in einer Kunstveranstaltung und haben verschiedene Objekte fotografiert und angeschaut. In dem leeren Kraftwerk konnte man „Kunst im Raum fotografisch erkunden“, wie der Veranstalter auf seiner Website schreibt. Das war sehr spannend. Zum Beispiel war quer durch die Halle eine Art leuchtende Lamettawelle gespannt, die mit Ventilatoren in fließende Bewegungen gebracht wurde (siehe Foto).

Der Kamerahersteller Olympus nutzt den Playground, um neue Kameramodelle vorzustellen, die das Publikum gleich ausprobieren kann. So hatten die Teilnehmer der DUT Startbahn (Benny, Kevin. M, Kevin. G und Paul) die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichsten Kameras zu erproben und nach Herzenslust Fotos zu schießen.

Abschließend haben wir uns mit einem Imbiss gestärkt. 

kem

„Suchet der Stadt Bestes“

12.01.2018: Exkursion zur Berliner Stadtmission

Für viele von uns ist es selbstverständlich, ein Dach über dem Kopf zu haben, ein Bett, ein warmes Zuhause und jeden Tag etwas zu essen und zu trinken. Es gibt jedoch Menschen, für die ist es etwas ganz Besonderes und nichts Selbstverständliches.

Die fast 1.000 Mitarbeiter/-innen und 2.000 ehrenamtlichen Helfer/-innen der Berliner Stadtmission schauen nicht tatenlos zu, sondern helfen den Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Hier finden sie in der kalten Jahreszeit eine warme Mahlzeit, Tee, Kleidung, ein offenes Ohr, Beratungsangebote und oftmals auch eine Notunterkunft für die Nacht (vom 1. November bis 31. März). Im Berliner Stadtzentrum am Hauptbahnhof befinden sich auch ein Flüchtlingsprojekt, eine Wohnstätte für alkoholkranke, ehemalige Obdachlose und die ganzjährig geöffnete Ambulanz für wohnungslose Menschen.

Für unsere Teilnehmergruppe war es interessant zu sehen, was es alles zu tun gibt, um diese Institution aufrechtzuerhalten und wie viel Arbeit, Verantwortung und Unterstützung in der Förderung Betroffener steckt. Alle Mitwirkenden, Helfer/-innen und Spendenden leisten einen Beitrag von unschätzbarem Wert, der dankend angenommen wird.    

Beklemmend war es für unsere Teilnehmer/-innen, zu erfahren, warum so viele Menschen auf der Straße leben und wie es zunächst überhaupt dazu kommen kann. Wir erfuhren von persönlichen Schicksalsschlägen, familiären Zerwürfnissen, psychischen Krankheiten, Suchterkrankungen und auch Gefängnisaufenthalten, die zum Verlust der Wohnung führen können. Die Besichtigung der Notunterkünfte zeigte einmal mehr, wie einfach der Standard in den Mehrbettzimmern ist, in denen Betroffene meist eine Isomatte und Bettzeug mit frischer Bettwäsche erhalten, um dort zu schlafen. Hier haben sie zugleich die Möglichkeit, zu duschen, die Toilette zu benutzen und auch Obdachlose, die einen Hund haben, werden nicht abgewiesen. Die medizinische Versorgung wird in der Berliner Stadtmission vor Ort in der Lehrter Straße 68 mithilfe ehrenamtlicher Fachkräfte und Ärzte sichergestellt.

Wie können auch wir helfen, wenn Hilfe benötigt wird? Frau Rogasch von der Berliner Stadtmission, die uns in den Räumlichkeiten und auf dem Gelände herumführte, erklärte uns, dass es wichtig ist, dem Gegenüber Achtung zu erweisen, ein freundliches Wort zu sagen oder ein Gespräch anzubieten, nicht wegzusehen und Betroffenen auf Augenhöhe zu begegnen. Wie wahr, denn auch im Grundgesetz ist verankert, dass die Würde des Menschen unantastbar ist!

ss

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