DUT im Gespräch: "Kommt die Bildung 4.0?"

Interview mit Andreas Janßen, Geschäftsführer der DUT Wirtschaftsfachschule

04.03.2018

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Herr Janßen, was meinen Sie, beschäftigt unsere Teilnehmer/-innen wohl am meisten?

In meiner Einschätzung geht es unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu allererst um die Absicherung der beruflichen Existenz. Aus verschiedensten Gründen befinden sie sich in einer Phase der beruflichen Neuorientierung. Ihr Ziel ist es, wieder einer angemessen bezahlten Beschäftigung nachzugehen. Wenn dann der neue Job auch noch richtig Spaß macht und die neuen Kollegen nett sind, dann ist das wie ein Sechser im Lotto.

Wir tun unser Bestes, um die fachlichen Voraussetzungen durch unsere Bildungsangebote abzusichern und die Suche nach dem richtigen Arbeitgeber durch unsere Vermittlungsaktivitäten zu unterstützen.

Wie sieht die Berliner Weiterbildungslandschaft in 10 Jahren aus?

Kommt die Bildung 4.0? Immer mehr Bildungsträger arbeiten bereits mit virtuellen Bildungsangeboten, dem sogenannten Cyber-Learning oder auch E-Learning. Trotz dieser – in mancher Hinsicht vorteilhaften – Entwicklung sind wir uns sicher, dass die klassische Form des Präsenzunterrichts oder auch Frontalunterrichts weiterhin eine zentrale Lernform bleiben wird. Lernen und insbesondere das Erlernen komplexer Sachverhalte wird immer eine Aufgabe von Menschen für Menschen sein. Ein gutes Lernergebnis wird nach unserer Erfahrung am ehesten erzielt, wenn sich die Lernenden in einem direkten, kritischen und persönlichen Austausch mit ihren Dozenten befinden. Aus diesem Grund wird das gemeinsame Lernen vor Ort – sinnvoll ergänzt durch digitale Lernmethoden – auch in Zukunft das zentrale Medium der Wissensweitergabe sein.

Was für Bildung wird immer mehr gebraucht werden? Welche Themen und Formate wollen Sie verstärkt anbieten?

Die Welt dreht sich immer schneller. Spezialisiertes und vor allem aktuelles Fachwissen wird immer wichtiger. Die Fähigkeit, neue Gesetze, neue Techniken und neue Methoden zu erkennen, zu verstehen und im Arbeitsalltag umzusetzen, ist eine sehr wichtige.

Die Bedeutung der „Handlungskompetenzen“ wird häufig unterschätzt. Ich halte das für einen Fehler. Die persönliche Fähigkeit, sich selbständig neue Themen zu erarbeiten, größere Problemstellungen autonom zu lösen, ist enorm wichtig und sollte immer weiterentwickelt werden. Gleiches gilt für die Fähigkeiten, sich in ein Team selbstbewusst einzubringen und Konflikte konstruktiv zu lösen sowie in der Kommunikation, also: Präsentationen und die verschiedensten Gesprächssituationen souverän zu meistern. Ich selbst bin nach dem Besuch eines Seminars immer wieder fasziniert, dass es immer noch mal weitergeht in der Entwicklung dieser Fähigkeiten.

Thematisch sind wir als Bildungsträger ganz gut aufgestellt. Der Berliner Arbeitsmarkt sucht Fachleute für die Themen Büro, Verwaltung und Buchhaltung. Auch eine thematische Spezialisierung in die Immobilienwirtschaft, die Personalwirtschaft oder ins Gesundheitswesen ist zielführend. Unsere Bildungsangebote decken diesen Teil des Arbeitskräftebedarfs hervorragend ab.

Was war eine größere Herausforderung, der Sie während Ihrer DUT-Zeit gegenüberstanden?

Eine echte Herausforderung war der Umzug im Jahr 2009. Die anstehende Sanierung des Bikinihauses zwang uns, einen neuen Standort zu beziehen. An einem Wochenende sind wir mit Mann und Maus komplett umgezogen. Am Montag musste ja der Unterricht weitergehen. Dies war nur möglich, weil alle Mitarbeiter tatkräftig mit angepackt haben. Wir sind jetzt noch näher an den Bahnhof Zoologischer Garten herangerückt. Das "Giraffenhaus" am Hardenbergplatz ist nun unser Domizil. Wenn man aus dem Bus aussteigt, steht man schon vor dem Eingang.

… und ein Erfolg, an den Sie sich mit Freude erinnern?

Im Rückblick gibt es nicht „den“ Erfolg. Es sind die stetigen kleinen Erfolge, die mich zufrieden machen. Wenn unsere Umschulungsklassen erfolgreich die IHK-Prüfung abschließen, freue ich mich. Oder auch wenn die Teilnehmer in den Abschlussgesprächen bei aller geäußerten Kritik in der Summe ihre Zufriedenheit mit unserer Arbeit zum Ausdruck bringen. Ganz besondere Freude empfinde ich, wenn sich Teilnehmer trotz eines nicht unproblematischen Maßnahmeverlaufs durchgebissen haben und die Maßnahme mit unserer Unterstützung erfolgreich abschließen. Manchmal bedanken sie sich zum Abschluss auch noch einmal persönlich bei mir. Da wird es schon mal emotionaler.

Was macht die DUT aus Ihrer Sicht am meisten aus – wann würden Sie sagen: Ja, genau das ist die DUT?

In fünf Jahrzehnten Bildungsarbeit an der DUT haben wir eine Kultur der kurzen Wege und der Nähe zum Teilnehmer entwickelt. Uns ist das wichtig. Wir haben die Größe unserer Schule immer überschaubar gehalten, um zu verhindern, dass einzelne Teilnehmer in der Masse untergehen. Wir wollen nicht nur fachlich gute Arbeit leisten, sondern auch gewährleisten, dass die Teilnehmer gern kommen und sich ein bisschen wie zu Hause fühlen. Sie sollen sich angenommen und aufgehoben fühlen. Wenn mir die Teilnehmer nach dem erfolgreichen Abschluss der Bildungsmaßnahme dann auch noch bestätigen, dass sie sich bei uns wohl gefühlt haben, dann ist das „meine“ DUT.

Wo sehen Sie die DUT in 20 Jahren?

Bei der heutigen hohen Veränderungsgeschwindigkeit finde ich es nicht leicht, ein Bild vom Jahr 2038 zu zeichnen. Kaufmännische Themen werden mit Sicherheit auch in 20 Jahren relevant sein. Wie die ausgestaltet sein werden, ist von heute aus schwer einzuschätzen. Ich bin mir allerdings sicher, dass die DUT Wirtschaftsfachschule auch zukünftig am Puls der Zeit sein wird und die dann wichtigen Themen mit den gleichen fachlichen, pädagogischen und menschlichen Qualitäten vermitteln wird. Aber erst einmal schauen wir nicht zwanzig, sondern ein oder zwei Jahre voraus. 2018 werden wir unser 50-jähriges Jubiläum feiern. Dies wird sicher auch nochmal Anlass sein, die Zukunft unserer Bildungsinstitution und die Entwicklung der Bildung am Standort Berlin und Brandenburg konkret weiterzudenken.

Wie bilden Sie sich selbst am liebsten weiter?

Ich persönlich liebe es, mich in ein gutes Fachbuch zu vertiefen und mir das Thema zu erarbeiten. Das geht nicht immer so. Wenn ich Seminare besuche, genieße ich es sehr, wenn sich eine Seminargruppe gefunden hat, in der jeder offen und unkompliziert an der Entwicklung des Themas mitarbeitet und dieser Prozess souverän von einem fachkompetenten Dozenten gelenkt wird.

Herzlichen Dank für das Gespräch!


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